Link zur Seite versenden   Ansicht zum Drucken öffnen
 

Geschichte

So ein Haus kann was erzählen


"Geschichte, das ist doch langweilig, was interessiert mich der Kram von früher?"


So denken manche, aber die Geschichten aus über 100 Jahren rund um so eine Schule können auch ganz schön spannend sein.


Sie werden staunen, was da die Pestalozzischule so alles zu bieten hat. Lassen Sie sich also ein auf die Zeitreise zu den Anfängen der Pestalozzischule.

 

Viel Spaß!

1910 – 1945

Die ersten Hilfsschulklassen, Schulgründung und Zerstörung


Dies ist im Wesentlichen die Zusammenfassung eines längeren Textes von Dr. Gerhard Eberle. Er ist ein ehemaliger Professor der Pädagogischen Hochschule Heidelberg.

 

1909 wurde das Württembergische Volksschulgesetz geändert, sodass nun Klassen für Kinder mit einem besonderen Hilfebedarf geschaffen werden konnten.


Heilbronn reagierte sehr schnell und richtete bereits 1910 eine „Hilfsschulklasse“ ein. Diese war nicht konfessionell gebunden und offen für Mädchen und Jungs. Zudem basierte die Schulaufnahme auf der Freiwilligkeit der Eltern. Ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen Eltern und Schule – was uns heute noch so wichtig ist – war also schon damals angelegt.


Bis 1914 zum Beginn des ersten Weltkrieges waren es dann schon 3 Klassen. Diese ersten Klassen für hilfsbedürftige Kinder hatten allerdings noch eine sehr bunt gemischte Schülerschaft. Alle Kinder, die auf irgendeine Art und Weise nicht in die Volksschulen passten, wurden hier zusammengefasst und mehr „aufbewahrt“ als gefördert.


Zunehmend entwickelten sich aber modernere Vorstellungen darüber, wie man die Kinder in ihrem Lernen überhaupt sinnvoll fördern kann.


Seit 1929 war Wilhelm Hofmann als Lehrer in einer „Hilfsschulklasse“ tätig. Zusammen mit seinen Kollegen erarbeitete er eine Unterrichtsmethode, bei der die Kinder das Lesen und Schreiben über die Zuordnung bestimmter Handbewegungen für bestimmte Laute erlernen konnten.


Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde auch das Schulsystem und die Lehrinhalte ausschließlich in den Dienst der nationalsozialistischen Ideologien gestellt.
Mitten in diesen Zeiten liegt 1936 die eigentliche Geburtsstunde der Pestalozzischule. Aus den Hilfsklassen wurde nun eine eigenständige Schule mit eigener Schulleitung. Der Name wurde zu Ehren von Johann Heinrich Pestalozzi (1746 – 1827) bewusst gewählt, um seine Verbundenheit zu Kindern aus sozial bedürftigen Familien und seine erzieherischen und pädagogischen Werte zu würdigen.

 

Wilhelm Hofmann übte während der Zeit des Nationalsozialismus eine aktive Rolle auf Seiten der Machthaber u.a. in der NSDAP aus.


Seine Taten für das nationalsozialistische Regime sind nicht entschuldbar, auf der anderen Seite stehen erhebliche Errungenschaften, die er für die Arbeit mit Kindern mit besonderem Förderbedarf geleistet hat.


Unter seiner Leitung fand ein Umbau der „alten“ Hilfsschulklassen in eine Leistungsschule mit Methoden der gezielten individuellen Förderung – so wie wir sie heute noch weitgehend haben - statt.


Er betonte den Wert des praktischen Tuns im Werkunterricht – ganz nach den Zielen von Pestalozzi – führte den Sprachheilunterricht ein, richtete eine Beratungsstelle für Eltern ein und legte mit Stoffverteilungsplänen den Grundstock für verbesserte Lernprozesse.


Heilbronn galt mit seinen Betreuungsmaßnahmen für „sprachgeschädigte“ Kinder als vorbildlich in ganz Deutschland.


Auf der anderen Seite plädierte er sehr dafür, die Schüler mit den größten Schwächen nicht an der Hilfsschule zu behalten, sondern in Anstalten versorgen zu lassen, was oft eine Katastrophe für diese Kinder war.


Heilbronn wurde am 4.12.1944 weitgehend zerstört und über 6500 Menschen fanden den Tod. So wurde auch das Gebäude der Pestalozzischule an der Allee ausgelöscht.

1945 – 1988

Die Zeit des modernen Aufbaus der Schule


1947 konnte provisorisch in einer Klasse mit 55 Kindern wieder begonnen werden.


Ende 1951 konnte die Pestalozzischule erneut ein eigenes Gebäude mit 8 Klassen beziehen. Wir kennen es gut, es ist auch unsere heutige Schule.


Ab 1965 wurde aus der „Hilfsschule“ nun die „Sonderschule für Lernbehinderte“.


Die Schülerzahlen stiegen stark an, 1966 wurden die Außenstellen in Neckargartach und Böckingen selbständig.


1976 erhielt die Pestalozzischule einen Erweiterungsbau mit Physiksaal, großer Lehrküche und modernem Gymnastiksaal.

1988 – heute

Ab August 1988 wurde Christa Beyl neue Rektorin.


1989 ergänzte eine Beratungsstelle für sonderpädagogische Frühförderung das vielfältige Angebot der Schule.


1996 kam ebenfalls ein Ganztagesangebot, damals unter der Trägerschaft des Kinderschutzbundes dazu.


1998 begann das Schülerprojekt „Textilreinigung“. Die Stadt Heilbronn überließ den Schülern der Schule sämtliche Textil-Reinigungsaufgaben und zahlte den Erlös dadurch auf ein Aktivitätenkonto.


2007 wurde das Modellvorhaben „training on the job“ unter Schirmherrschaft von Sozialbürgermeister Harry Mergel aufgebaut. In verschiedenen Projekten wurden Schüler der Pestalozzischule Heilbronn an Arbeit herangeführt. Sie sollten dabei Schlüsselqualifikationen erwerben und Tätigkeiten erlernen, die sie später im Berufsleben einsetzen können.


In dem Zusammenhang kam es zum Kauf des „Esskärrele“, ein mobiler Imbisswagen.


Seit 2008 nahm die Schule verschiedene Cateringeinsätze mit unserem „Esskärrele“ an. Auch bei diesen Einsätzen waren stets Schüler beteiligt und konnten vielfältige Aufgaben praktisch erfüllen.


Von 2008 bis 2018 wurde im Botanischen Obstgarten das Hofcafé betrieben.


2009 wird die Pestalozzischule bedarfsorientierte Ganztagesschule. Die Diakonie kam als Träger ins Boot. Tätigkeiten der Diakoniemitarbeiter und schulisches Tun durch die Lehrer verzahnten sich zunehmend.


Ab jetzt kochten unsere Schüler selber das Mittagessen für alle. Jeden Tag durfte eine andere Klasse der Hauptstufe die Essen für alle zubereiten. Das war eine ungeheure Herausforderung für die ganze Schule – Hygieneanforderungen, Arbeitsorganisation u.v.m.- aber auch ein ungeheurer Gewinn.


2010 stand ganz im Rahmen der 100 Jahre Feier der Schule. Bei einer großen öffentlichen Veranstaltung im Botanischen Obstgarten gab es neben kulinarischen Köstlichkeiten und Festreden auch gelungene Aufführungen durch die Schüler.


2016 konnte mit den Erlösen des Hofcafés ein Schulbus angeschafft werden. Nun können die Lehrkräfte mit bis zu 7 Kindern Ausflüge und Lernfahrten unternehmen.


2017 wurde  das Schulgesetz so geändert, dass die Eltern grundsätzlich das Recht haben ihr Kind trotz sonderpädagogischem Förderbedarf an der Grundschule zu lassen. Dies nennt man dann Inklusion. Viele Lehrerinnen und Lehrer der Pestalozzischule sind von nun an in den Grund- und Hauptschulen tätig, um dort Kinder mit Förderbedarf fachgerecht zu betreuen.
2019 wurde Frau Beyl mit einer tollen Feier in den Ruhestand verabschiedet.


Der Evangelische Friedenshort wurde neuer Träger der Ganztagesbetreuung.


2019 Petra Dohrs übernimmt die Schulleitung erst als Konrektorin und dann als Rektorin unserer Pestalozzischule.

Klassenfoto
Schulgebäude